Auf zum Titel

Viele Medizinstudenten möchten, aus den unterschiedlichsten Gründen, eine Promotion schreiben. Da die Zahl der Abbrecher unter den Promovenden nicht zu unterschätzen ist, möchten wir euch hier einige Tipps zur Doktorarbeit geben. Es gibt jedes Jahr eine Infoveranstaltung zum Thema Promotion. Wenn wir den nächsten Termin wissen, werden wir ihn hier und auf dem Schwarzen Brett veröffentlichen.
Hier findet ihr einige Informationen zur Doktorarbeit (oder auch Dissertation), zahlreiches gibt es auch im Internet, und die wichtigsten Seiten haben wir euch unten noch einmal zusammengefasst. Die Fallstricke der Promotion sind kursiv dargestellt




Beginn und Dauer

Eine Promotion wird von den meisten im klinischen Studienabschnitt begonnen. Gelegentlich fangen Studenten schon früher damit an, aber dies sollte im Einzelfall gut abgewogen werden. Für einen Beginn nach dem Physikum spricht, dass man einen Studienabschnitt „abschließt“, bevor man mit etwas anderem beginnt, und die Zeit von z.B. dem 2. Semester bis zum 10. (ab dem man die Arbeit einreichen kann) sehr lang ist. Wenn man die Arbeit einreicht, muss man sie „verteidigen“, also in einer kleinen Gruppe präsentieren und sich teils kniffligen Fragen stellen. Wenn es also mehrere Jahre her ist, dass man sich damit beschäftigt hat, wird es mitunter schwierig, sich wieder einzuarbeiten. Man kann natürlich auch nach dem Staatexamen promovieren, allerdings ist es eine hohe Doppelbelastung, neben der Arbeit zu forschen.

Eine Doktorarbeit sollte nach 2 Jahren planmäßig abgeschlossen werden, eine experimentelle Arbeit nach 3 Jahren. Verzetteln kommt häufig vor



Arten von Arbeiten

Es gibt verschiedene Typen der Doktorarbeit, die sich grundlegend und auch formal unterscheiden:

Experimentell:
Diese Arbeit findet im Labor statt, es werden Experimente gemacht, so wie man sich Forschung eben vorstellt. Diese Arbeiten sind prospektiv, es werden also Daten erhoben, im Gegensatz zu einer retrospektiven Arbeit, bei der „historische“, also in der Vergangenheit erhobene Daten verwendet werden. Man kann in fast allen Bereichen experimentell forschen, meistens in der Grundlagenforschung. Man arbeitet meistens mit Tieren oder Zellen bzw. Gewebeproben. Bei dieser Form der Doktorarbeit sind gute und sehr gute Benotungen möglich, dafür ist dies der vermutlich steinigste Weg zum Titel. Die meisten Studenten setzen hierfür ein Jahr aus (und suchen sich ein Stipendium für diese Zeit), denn man steht fast jeden Tag (und manchmal nachts, die Zellkulturen schlafen nicht) im Labor. Wer später in die Forschung oder an die Uni möchte, dem sei diese Promotionsform empfohlen, allerdings gibt es hier möglicherweise auch ein größeres Risiko, dass die Arbeit fehlschlägt (wie immer in Experimenten). Achtung: Für selbstständiges Experimentieren mit Tieren muss man Voraussetzungen erfüllen (wie einen Schein in Tierschutzkunde).

Klinisch:
Der Klassiker. Es gibt retro- und prospektiv, und Studien, die beides vereinen. Wie der Name sagt, arbeitet man vorrangig in der Klinik und an /mit Patienten. Wenn diese freiwillige „Versuchspersonen“ sind, sagt man auch Probanden. Es gibt unzählige Arten klinischer Arbeiten, oft vergleicht man zwei Therapien (z.B. konventionell vs. Operativ), untersucht Risikofaktoren oder das „Outcome“, also das Resultat nach einer Therapie oder einem Eingriff. Wenn man dies anhand von Daten aus der Vergangenheit, z.B. mit Patientenakten, tut, heißt die Studie retrospektiv. Es bietet sich hier das „Fall-Kontroll-Modell“ an, bei dem man eine „kranke“ Gruppe mit einer „gesunden“ auf einen Risikofaktor in der Vergangenheit hin vergleicht (z.B. Lungenkrebs/nicht Lungenkrebs und Rauchen). Der Nachteil an retrospektiven Arbeiten ist, dass die Datenlage nicht immer gut ist, viele Patienten, die man befragen möchte, umgezogen sind oder verstorben oder nicht teilnehmen möchte. Man ist hier stark darauf angewiesen, dass in der Vergangenheit Leute ordentlich dokumentiert haben.
Prospektive Arbeiten müssen erst Daten sammeln. Daten, das können z.B. Blutwerte, Risikofaktoren, allgemeine Eigenschaften wie Gewicht, Größe, Alter, usw. usw. sein. Vielleicht stellt ihr einen signifikanten Zusammenhang zwischen Größe des Ohrs von Medizinstudenten und der Note im Staatsexamen her?! Wenn man prospektiv Daten erhebt, kann man gute eigene und neue Fragestellungen einbringen, außerdem sehr hochwertige Arbeiten erzeugen. Der Goldstandard der Forschung (neben dem Experiment) ist die randomisierte-kontrollierte Studie, bei der zwei Gruppen miteinander verglichen werden.
Bei beiden empfiehlt sich eine enge Absprache mit einem Bio-Statistiker, damit man die Fallzahl und die sog. „Drop-Out-Rate“= Abbrecher- oder Rausfaller-Quote gut plant. Wer z.B. seltene Krankheiten untersucht, muss sicher mehrere Hundert Patienten untersuchen, um zu einem signifikanten Ergebnis zu kommen. Fallzahl-Fehlschätzungen sind sicherlich ein wesentlicher Fallstrick bei Promotionen.

Die statistische Beratung ist immer kostenlos. Hier findet ihr mehr Infos. Es gibt einen Blackboard-Kurs, über den man die Anfrage auf statistische Beratung stellt. Die Beratung sollte bei jeder Promotion vorher stattfinden (zwecks Fallzahlschätzung), außerdem währenddessen, damit man weiß, wie man seine Daten am Besten analysiert, welche statistischen Tests sinnvoll sind usw.
Tipp: Sich vorbereiten. Wenn man beim Termin sitzt und nicht weiß, was deskriptive Statistik ist, wird's peinlich ;-)

Statistisch:
Eine statistische Arbeit ist die reine Aufarbeitung von Daten von z.B. anderen Studien und der Vergleich mit der Literatur oder anderen Studien. Auch wenn derartige „Metaanalysen“ wichtig sind, ist von dieser Form der Doktorarbeit abzuraten, da sie meist schlecht benotet wird oder überhaupt nicht von der Prüfungskommission anerkannt wird. Sollte euer Herz daran hängen, sprecht mit dem Promotionsausschuß.

Theoretisch:
Man kann auch eine Doktorarbeit in einem theoretischen Fach, z.B. der Medizinethik oder Geschichte schreiben. Hier gibt es natürlich viele interessante Fragestellungen. Man muss sich viel einlesen und eine solche Arbeit dauert möglicherweise etwas länger (ähnlich wie in geisteswissenschaftlichen Fächern).




Wie komme ich an mein Thema und Doktorvater/mutter?

Den wenigsten fällt das Promotionsthema in den Schoß. Meistens muss man sich selbst auf die Suche begeben. Man kann ältere Semester fragen, wo sie geschrieben haben oder schreiben, Dozenten, die einem in Vorlesungen oder Kursen positiv aufgefallen sind, direkt ansprechen oder eine Famulatur/Nebenjob im Krankenhaus nutzen, um Kontakte zu knüpfen. Hierbei kann man sich etwas vortasten und bekommt eine Ahnung, ob der/die BetreuerIn wirklich „gut“ ist. Denn wer im ersten Gespräch nett ist, ist nicht immer gut in der Betreuung, sondern hat vielleicht viele Doktoranden und ist sehr beschäftigt. Der erste Eindruck kann also täuschen.
Warum sollte man sich seine Betreuer gut angucken? Weil mit der Betreuung die Doktorarbeit steht und fällt! Ein(e) Betreuer(in), der/die nie zu erreichen ist, wenn‘s mal brennt oder sich auch sonst wenig kümmert, ist Mist. Man kommt nicht voran und ist irgendwann so frustriert, dass man die Arbeit lieber abbricht.
Habt ihr einen Betreuer und ein Thema gefunden, müsst ihr euch jetzt in den Promotionsstudiengang einschreiben und für die Research School anmelden. Dies ist seit kurzem verpflichtend. Hintergrund ist, dass die Betreuung und Qualität der Arbeiten verbessert werden sollen und die Abbrecherquote sinken soll. Für die Research School muss man vor Beginn der Arbeit das Promotionsvorhaben mit dem Betreuer zusammenfassen. Dafür muss man sich also schon mal Gedanken machen und fängt nicht ins Blaue hinein an zu experimentieren. Man kann das Schreiben des Promotionsvorhaben gut damit kombinieren, den Ethik-Antrag zu verfassen (siehe unten). Der Abstract wird auch von einem Gutachter gelesen, der einem ggf. Rückmeldung gibt, ob er/sie das Projekt für realistisch hält. Des Weiteren gibt es von der Research School Angebote und Kurse, die euch bei der Dissertation unterstützen sollen (z.B. Statistik-Kurse).

Es ist jedoch (Stand Juni 2015) für eine Promotion nicht verpflichtend, Credit Points zu erwerben. Meldet eure Promotion frühzeitig an, da man sich nur zu Beginn eines jeweiligen Semesters in den Promotionsstudiengang einschreiben kann. Ohne diese Einschreibung könnt ihr aber nicht in die Research School und nicht an deren Veranstaltungen teilnehmen. Wann ihr die Datenerhebung macht, ist jedoch für die Anmeldung nicht relevant. (D.h. im Prinzip kann man sich auch nachträglich anmelden, riskiert nur, dass das Promotionsvorhaben abgelehnt wird wg. z.B. fehlender Wissenschaftlichkeit)."




Ethikantrag

Auch ganz wichtig. In Bochum ist vorgeschrieben, dass die Datenerhebung, also das Forschen, Experimentieren, Befragen, Untersuchen etc. erst erfolgen darf, wenn ein positives Votum der Ethik-Kommission vorliegt. Nicht alle Promotionen müssen der Ethik-Kommission vorgelegt werden. Positives Votum heißt nicht, dass ihr euern Antrag eingereicht habt und loslegen könnt, sondern warten müsst, bis der Antrag abgesegnet wurde. Das kann ein Weilchen dauern, deshalb fangt früh damit an und informiert euch gut über die Formalien und notwendigen Unterlagen des Antrags, denn auch hier lauert ein Fallstrick. Infos gibt’s auf www.ruhr-uni-bochum.de/ethik/.


Wer braucht einen Antrag?
Zusammengefasst braucht man für die folgenden Arbeiten einen Ethik-Antrag, aber im Detail lest ihr das besser nach, auf der Homepage ist es auch detailliert aufgeführt. Im Zweifel lieber die Ethik-Kommission fragen.

„Alle medizinischen Forschungsvorhaben am Menschen, einschließlich der Forschung an Körpermaterialien, sowie Forschung mit einem öffentlichkeits-sensiblen Hintergrund, die von Angehörigen der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität oder ihrer Lehrkrankenhäuser durchgeführt werden, müssen der Ethik-Kommission der Medizinischen Fakultät vor Beginn der Durchführung vorgelegt werden.“
(Zitat Hinweise zur Antragstellung d. Ethikkomm. RUB)

Normalerweise sammelt man erst seine Daten und dann macht man sich ans schreiben, aber damit es nicht vergessen wird, gibt es ein Merkblatt der Prüfungskommission dazu, wie eine Dissertation auszusehen hat. Bitte haltet euch an die Formalien, das erspart euch und der Kommission Zeit und Ärger.



Jetzt geht es los

So und das wars auch schon! Wenn ihr Probleme während eurer Dissertation habt, sei es mit der Ethik-Kommission, der Betreuung, dem Promotionsausschuss, Mitarbeitern im Haus, Diskriminierung… was auch immer, ihr könnt euch bei uns melden. Wenn es um fachliche Dinge geht, würden wir euch jedoch empfehlen, euch an die jeweilige Stelle zu wenden, also z.B. die Research School als 1. Ansprechpartner, Promotionsausschuss oder Ethikkommission.

Habt ihr Fragen zum Thema Promotionen und Ethik-Kommission, besonders wenn ihr nicht die offiziellen Stellen fragen möchtet, könnt ihr euch gerne an uns wenden. Es gibt zwei studentische Vertretungen in der Ethik-Kommission, außerdem sitzen wir im Promotionsausschuss mit am Tisch.




Wichtige Infos/Materialien

Ganz ganz wichtig! Bitte lest euch die folgenden Seiten, vor allem die erste durch, bevor ihr eine Doktorarbeit beginnt. Viele Arbeiten scheitern an völlig vermeidbaren Dingen.

Es gibt auch verschiedene Bücher zur Promotion, z.B. Thieme Verlag, teilweise sind diese auch in der großen und der kleinen Bibliothek verfügbar. Einfach mal im OPAC suchen.



nach oben